Familie und spirituell leben

Letztens erreichte mich eine Leserinnen-Frage. Es klang Traurigkeit an, weil sie einen Hexenfeiertag vergessen hatte:

„Seit ich Kinder hab denke und tue ich kaum mehr was anderes. Nur Haushalt und Kids. Es ist als hätte ich mich verloren. Ging dir das eigentlich auch mal so?“

Ich bin von Natur aus pragmatisch. Nehmen wir das erste Jahr mit Baby, in dem du keine einzige Nacht durchschläfst und wir alle wissen, dass das nach dem ersten Geburtstag nicht automatisch vorbei ist. Warum sollte man sich in so einer Phase auch nur ansatzweise mit Leuten vergleichen, die ein völlig anderes Leben führen?

Das Spirituelle wird heute oft als etwas neben dem Leben gesehen, wie ein Hobby. Es wird auch oft so vermarktet, als wäre es ein Bauch-Beine-Po-Kurs, den man nimmt.

Als Hexe sehe ich das naturgemäß anders: Das gehört mitten hinein ins Leben. So, wie es wirklich ist. Keine Idealversion, keine Instagram-Filter, ungeschminkten Augenringe und ehrliche Erschöpfung inklusive. Genau das gibt uns Optionen.

Viele Kinder interessieren sich für die Jahreszeiten, sie lieben Bräuche und Feste. Der Jahreskreis ist wie gemacht für sie. Das muss keinen extra Hexen-Anstrich haben, ihr feiert einfach das Leben, wie es sich entfaltet.

Man kann gemeinsam eine Ecke auf dem Esstisch dekorieren, vieles bietet sich von vorn herein an, wie die jährliche Kastanien-Tierchen-Flut oder die ersten Blumen im Frühling. Lass das alles natürlich (wörtlich! das ist doch das Schöne an einem naturspirituellen Weg) ins Leben hineinfließen – so, wie es eben ist.

Die Jahreskreisfeste sind wie gemacht, um am spirituellen Weg festzuhalten und auszubrechen aus dem Sog des ewig gleichen Alltags, der einem manchmal alles abfordert und das nicht nur tagsüber. Wer nachts um 2 Uhr neben einem fiebrigen Häufchen Elend sitzt, das sich gerade großflächig übergeben hat, braucht keine Bauch-Beine-Po-Spiritualität, sondern etwas echtes.

Für mich war gerade diese Zeit entscheidend in der spirituellen Entwicklung. In solchen Phasen merkst du, was dich wirklich trägt und was im Grunde Gerümpel ist, das noch von früher rumsteht. Das Leben verändert sich.

Man braucht Wege, die das ganze Leben umfassen und nicht erst zum tragen kommen, wenn man eine Ideal-Linie erhascht, die für die meisten von uns völlig unrealistisch ist, egal ob mit oder ohne kleinen Rackern. Ich kann da nur ermutigen: Welche Wege man auch geht, es darf gern echt und realistisch sein.