Newsletter und Erntezeit-Gedanken

Der folgende Text ist die Einleitung zu meinem Lammas-Newsletter, der heute Abend verschickt wird. Wenn du dich zum Newsletter anmelden möchtest, kannst du das gerne hier tun. Er kostet nichts, kann jederzeit abbestellt werden und ich spamme auch niemanden zu. Er erscheint etwa viermal im Jahr und es gibt passende Rituale zur aktuellen Jahreszeit obendrauf. Dann fangen wir mal an…

Die Erntezeit ist in vollem Gange. Alte Feste, wie Lammas und Lughnasad sind eng mit unserem Hauptnahrungsmittel verbunden: dem Getreide.

Göttinnen wurden, umgeben von Weizenähren, auf die heiligen Tücher der Familie gestickt. Man ließ eine kleine Ecke Getreide auf dem Acker stehen, die manchmal auch noch geschmückt wurde, um die Korngöttin zu ehren.

Wir sehen heute wieder verstärkt, wovon wir wirklich abhängen: Nahrungsmittel, dem Wetter, friedlicher gegenseitiger Verbundenheit.

Wir sind ja selbst Natur. Hitze, Ozon & Co. erinnern uns nachdrücklich daran, dass wir nicht fünf Zentimeter über dem Boden schweben, sondern Teil dieser Erde sind, wie alle anderen auch.

Ich könnte jetzt viel schreiben. Ich verstehe zum Beispiel nicht, warum Millionen von Menschen anderen auf den sozialen Netzwerken begeistert dabei zuschauen, wie sie unsere natürlichen Ressourcen zum Fenster rauswerfen (Stichwort Luxus-Lifestyle).

Aber ich weiß auch, dass ich selbst aus der Sicht von Millionen von Menschen ein Luxusleben führe, weil ich genug Nahrung und sauberes Wasser habe, das ich noch nichtmal ranschleppen muss, es kommt direkt ins Haus.

Diese Dinge sind manchmal sehr bedrückend, aber man ist, wo man ist – und man kann tun, was man tun kann. Letztendlich kann man genauso gut mit guter wie mit schlechter Laune herangehen, was für das eigene Leben allerdings einen erheblichen Unterschied macht.

Was also tun? Ich glaube die Erntefeste sind ein guter Zeitpunkt, um genau das zu reflektieren. Jeder hat einen anderen Ausgangspunkt und andere Vorstellungen vom Leben, auch das muss man berücksichtigen. Der Mensch ändert sich langsam.

Ich habe z.B. entdeckt, dass Perfektionismus zu unnötigem Ressourcenverbrauch führt. Wenn alles tippitoppi sein muss, kauft man ständig Neues, wo das Alte eigentlich noch gut ist. Man nimmt das giftige Putzmittel, anstatt des Apfelessigs (es könnte ja nicht gut genug werden mit so etwas einfachem).

Die Liste lässt sich beliebig erweitern und die Industrie ist emsig dabei, neue Unsicherheiten zu erfinden, die mit ihren Produkten dann „segensreich“ beseitigt werden können.

Man braucht die neuen, angesagten Sachen, wo die alten doch gerade erst Charme entwickeln. Das gilt mittlerweile sogar für Körperteile.

Vielleicht ist ein wichtiger Beitrag zum Umweltbewusstsein und zum sonstigen Leben weniger Angst.

Weniger Angst davor, nicht gut genug zu sein, Falten zu bekommen, nicht den perfekten Haushalt zu haben, nicht die bestgeförderten Kinder. Keine Angst vor grauen Haaren, einem Bäuchlein, einem Paar Schuhe, dem man ansieht, dass sie schon etwas länger geliebt werden.

Wer sich in seinem Leben umschaut wird vieles entdecken, das einen liebevolleren Blick vertragen könnte.

Die Heilung der Natur wird nur mit unserer eigenen Heilung zusammen gehen. Nur der sanfte Blick, das Zulassen von kleinen Ecken und Kanten, wird die Angst davor, nicht gut oder nicht genug zu sein, überwinden können. Auf dieser Angst und dem ewigen „nicht genug“ beruht letztendlich die Zerstörung der Umwelt.

Im tibetischen Buddhismus werden Gier und Eile als Mitglieder einer Familie (im unerlösten Zustand) betrachtet, was ich aufschlussreich finde. Im erlösten Zustand ist es einfach nur die Fähigkeit, Dinge zu erledigen.

Vielleicht wächst uns diese Fähigkeit gerade über den Kopf. Es wird höchste Zeit, sie wieder einzufangen und bewusst einzusetzen. Sie nicht von Angst und Hektik bestimmen zu lassen, sondern vom ehrlichen Wunsch ein gutes Leben zu führen – für sich selbst und für das große Ganze.