Pflegt die Grillen

Was mir hilft, um runterzukommen und zu entspannen?

Das kann ganz unterschiedlich sein, meist sind es kreative Dinge, malen, zeichnen, Handarbeiten. In letzter Zeit sind es oft „die Dinge, die einfach passieren“. So nenne ich es, man könnte auch sagen das Leben, das sich immer neu entfaltet.

Ein kleiner Schwarm Krähen zieht vorbei, die Sonne geht auf, die Bäume schütteln die letzten Blätter ab. Abends schaut der Mond zum Fenster rein. Der alte Spruch „Das Leben geht weiter.“ taucht auf. So ernüchternd, so bestärkend.

Zugvögel ziehen über den Himmel. Das Leben geht weiter. Egal was Menschen für Kapriolen schlagen, es gibt so viele andere Ebenen, die mindestens genauso wichtig sind.

In diese Ebenen klinke ich mich ganz bewusst ein. Alles sehen, was sich entfaltet, nicht nur die menschlichen Geschichten.

Das hat nichts damit zu tun, zur Traumtänzerin zu werden. Oder vielleicht doch? Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr mag ich das Wort. Die meisten Traumtänzer:innen, die ich kenne, kommen besser durch Krisen, als die sogenannten „Normalen“. Ihre Blickwinkel sind beweglicher, sie finden Wege, an die andere nicht denken.

Wer das innere Feuer füttert, den wärmt es im Gegenzug. Wer das ganze Leben sieht – vom Regenwurm bis zu den Wolken – hat mehr davon. Das geht auch, wenn man mit beiden Beinen auf dem Boden steht.

Ich habe nie verstanden, warum das als Gegensatzpaar gesehen wird. Als Kind war die Fabel von der Grille und der Ameise eine bodenlose Ungerechtigkeit für mich. Sie „fiedelte und sang, den ganzen Sommer lang“, sorgt also dafür, dass die Herzen der anderen bei der Arbeit leicht bleiben und wird dafür bestraft, indem sie hungern muss, weil sie nicht vorgesorgt hat.

Hat sie etwa nichts getan? Waren die Ameisen nicht gut unterhalten bei ihrer Arbeit? Ging sie ihnen dadurch nicht um einiges leichter von der Hand? Was soll das für ein Leben sein, in dem man nur arbeiten darf, wie in einem Straflager? Diese freudlosen, hartherzigen Ameisen waren für mich keine Vorbilder, im Gegenteil.

In kindlichen Wut zürnte ich ihrem Egoismus. Den Spaß nehmen sie mit, aber teilen wollen sie nicht. Hoffentlich überlebt die arme Grille den Winter, dachte ich bekümmert, und im nächsten Sommer sucht sie sich eine Gegend, in der aufrichtigere Tiere leben.

Ich vermute das ist nicht der erzieherische Effekt, den sich die Erfinder der Fabel ausgemalt haben und doch hat es sich damals tief eingeprägt als Respekt vor allen „Grillen“, auch den eigenen.

Wenn´s ans Eingemachte geht, bringt einen selten allein die „Arbeit“ durch, es sind die schönen Dinge, die das Herz erheben und glücklich machen, Musik ist eines davon.